Kultur am Nachmittag - Stuttgarter Philharmoniker im Gustav-Siegle-Haus

Die Abteilung Kunst&KulTouR der SportKultur Stuttgart hat ihr Angebot erweitert. Neben Besuchen von Museen und Galerien in der Region, sind nunmehr auch Konzertbesuche Bestandteil des Programms. Im Rahmen der Reihe „Kultur am Nachmittag“ tragen Mitglieder der Stuttgarter Philharmoniker im großen Saal des Gustav-Siegle-Haus, regelmäßig kammermusikalische Werke bekannter, aber auch fast vergessener Komponisten vor. Einige an klassischer Musik interessierte Mitglieder erfreuten sich jetzt im bestens besetzen Konzertsaal an ihrem Premierenkonzert. Eine abwechslungsreiche Werkauswahl über drei musikalische Epochen vom 17. bis ins 19. Jahrhundert standen im Programmheft.
Zur Konzerteröffnung erklang ein Werk von Michael Kirsten (1682 bis 1742). Der Komponist und Organist ist der Welt ein ziemlich Unbekannter geblieben. Außer seinen Lebensdaten ist nur wenig über ihn bekannt. Unter anderem arbeitete er erfolgreich als Organist der Maria Magdalena Kirche im schlesischen Breslau. Hinterlassen hat er vor allem geistliche Kantaten, Motetten sowie Choralbearbeitungen. Kirstens Werke sind geprägt von einer tiefen Frömmigkeit, die ganz der Tradition der inbrünstigen protestantischen Kirchenmusik verpflichtet ist. Sein von den Philharmonikern für das Nachmittagskonzert ausgewählte interessante, originelle F-Dur Streichtrio „Partie a tre“ für die drei tiefen Streicher, weist eine ausgeprägte, spätbarocke Manier aus. Zur Bratsche gesellen sich Violoncello und Kontrabass, eine ungewöhnliche Kombination, die mit einem vollen Klang quer über alle fünf Sätze begeistert.
Ein produktiver, typischer Vertreter der Klassik, ist der Italiener Luigi Boccherini (1743 bis 1805). Er lebte fast 40 Jahre in Spanien, wo er als Kapellmeister für die königliche Familie tätig war. Seine vielen Streichquintette waren in ganz Europa verbreitet und beliebt; sie sind es bis heute. Der oft als „Vater der Streichquintette“ titulierte Komponist experimentierte gerne mit deren Besetzungen, was oft spannende, überraschende Klangerlebnisse offenbarte. In seinem Streichquintett Op. 37/1 wechseln sich leichte, schwere, ruhige und lebhafte Phasen über alle vier Sätze ab und sorgen so für Spannung. Im vierten Satz endet das Werk mit einem energischen, dennoch ausgesprochen heiteren Schluss.
Die ganze Bandbreite seiner musikalischen Virtuosität glaubt man in Antonín Dvořáks (1841-1904) Streichquintett Nr. 2 in G-Dur heraushören zu können. Der Meister der Romantik hat der Welt großartige Werke hinterlassen, die viel und gerne aufgeführt und gehört werden. Die vorgestellte Komposition überrascht im ersten Satz durch seinen fast schon orchestralen Charakter. Kontrastierende, musikalische Stimmungen regen die Aufmerksamkeit unweigerlich an. So z.B. die zarten, ja fast lieblichen Violin-Passagen im dritten, dem mit Poco Andante überschriebenen Satz, die dem Gehör der Konzertbesucher auf das Angenehmste schmeicheln.
Lang anhaltenden Beifall spendete das Konzertpublikum den Ausführenden Julia Schautz - Violine, Frederica Steffens - Violine, Akiko Hirataka - Viola, Krassimira Krasteva - Violoncello, Folkert Weitzel - Kontrabass. Die Klassikfreunde der SportKultur freuen sich auf ihr nächstes Konzert am Montag, 14. April.
Text und Foto: Norbert Klotz