Haltestellenkunst in Karlsruhe

SportKultur Kunstfreunde und die 14 Bahnsteige

Sieben unterirdische Haltestellen mit 14 Bahnsteigen betreiben die Karlsruher Verkehrsbetriebe. Diese weiß gefliesten, hell erleuchteten Stationen ganz ohne Werbetafeln, Graffiti, Vandalismus und frei von achtlos weggeworfenen Abfällen beindrucken durch eine ungewohnt freundliche Anmutung sowie eine entspannte Atmosphäre. Unterstrichen wird die Einmaligkeit der Örtlichkeiten durch 14 außergewöhnliche Kunstwerke von Markus Lüpertz. Der 1941 geborene Maler, Grafiker und Bildhauer, hatte von 1973 bis 1986 eine Professur an der Karlsruher Kunstakademie inne. In der Öffentlichkeit zeigt er sich als exzentrischer Künstler, der seinen eigenen, nicht unsympathischen Geniekult betreibt. Die spektakulären Großkeramiken in Form farbig gefasster Hochreliefs im Format 2x4 m sind in einer Bildsprache ausgeführt, welche die Wirklichkeit expressiv abstrahiert und surreal überhöht, umd tragen den Überbegriff „Genesis“. Sie sind inspiriert von Schöpfungsmythen wie der Bibel, des Gilgamesch-Epos, von der griechischen Mythologie, aus Dantes Inferno sowie der Vier-Elemente-Lehre.

In dem eigens für ihn geschaffenen „Schwarzwaldatelier“ formte, modellierte und bemalte Markus Lüpertz nahezu 20 Tonnen Ton, dessen Zusammensetzung extra für dieses monumentale Werk entwickelt wurde. Die seit über 220 Jahren bestehende Zeller Keramik-Manufaktur (Zell am Harmersbach) stellte Markus Lüpertz dafür großzügige Räumlichkeiten zur Verfügung. Sie unterstützte ihn mit ihrer exzellenten Erfahrung, ihren vom Projekt begeisterten und engagierten Mitarbeitern und allen ihren Ressourcen. Alle Werke wurden zweimal gebrannt, nach dem Modellieren im sogenannten Schrühbrand und nach dem anschließenden Bemalen im Glasurbrand.

Initiiert und durch Spenden, Sponsoren und Mäzene zur Gänze finanziert wurde das Projekt vom von Anton Goll gegründeten Verein „Karlsruhe Kunst Erfahren e.V.“. Weitere sechs Jahre lang wird die bei den Karlsruhern noch nicht ganz angekommene "Untergrund-Kunst" in den U-Bahn-Haltestellen zu sehen sein.

Die von Silvia Scharna vom Karlsruhe-Tourismus durchgeführte, überaus kurzweilige, sehr kompetente, zweieinhalbstündige Führung durch die unterirdische 365 Tage Galerie war von Titel und Inhalt der Kunstwerke her durchaus herausfordernd. Die Kunstfreundinnen und Kunstfreunde der SportKultur Stuttgart setzen sich z.B. auseinander mit dem Werk wie „Die Gussform des Schmiedes (Das Feuer)“. Hier gebiert unter den Augen von Hera, der Göttin der Ehe, der Frauen und der Familie sowie Schutzgöttin gebärender Frauen, der Ring des Salamanders als Feuerball das Licht.  

„Die Königswürde“ ist eine Anspielung auf Dante Alighieris ewig Verdammten des 8. Höllenkreises aus der „Göttlichen Komödie“ aus dem 14. Jahrhundert. Die Geschichte schildert eine Reise durch die drei Reiche des Jenseits in der Phantasie der damaligen Zeit. Sie beginnt schlecht, aber endet gut.

Info: karlsruhe-erleben.de/kultur/genesis

Text und Foto: Norbert Klotz

 

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