Galerie Stihl - Ein Fest für die Augen

SportKultur Kunstfreunde erlebten „Ein Fest für die Augen“
Essen ist Lust, Essen ist Sinnlichkeit, Essen ist Kultur. Essen muss der Mensch von seinem ersten bis zu seinem letzten Tag. Essen beschäftigt die Menschen schon mit der Nahrungsmittelbesorgung, dann mit der Zubereitung mit der richtigen Raffinesse bis zum lustvollen Genuss der ansehnlich servierten Speise. Mit dem Satz „Ein Fest für die Augen“ - Essen in der Kunst des 20. Und 21. Jahrhunderts - ist die aktuelle Ausstellung in der Waiblinger Galerie Stihl überschrieben. Die Kunstfreundinnen und -freunde der SportKultur Stuttgart haben sich von Kunstvermittlerin Juliane Sonntag in einer kurzweiligen Führung die Werke sowie die Intention der Künstler dazu erläutern lassen.
So vielfältig wie das Thema Essen an sich ist, ist die künstlerische Auseinandersetzung damit ausgefallen. Gemälde, Collagen, Fotografien, Grafiken, Papierarbeiten, Skulpturen, Rauminstallationen und Videokunst von 55 Künstlerinnen und Künstlern zeigen ein breites Spektrum des Sujets auf dieser reich gedeckten Tafel der Kunst. Das beginnt mit dem ältesten gezeigten Werk, dem Abendmahl von Albrecht Dürer aus dem Jahr 1510 und von niederländischen Malern aus der Barockzeit. Diese historischen Werke öffnen die Besucheraugen für die zeitgenössischen Interpretationen, die sich in Teilen durchaus provokativ, aber auch gewürzt mit einer ordentlichen Prise Humor, verschmitzt mit der Lebensnotwendigkeit des Essens auseinandersetzen. Erwähnt seien z.B. „Am Anfang war der Apfel“ von Elvira Bach, die eine selbstbewusste Eva malte, die den Apfel vom Baum der Erkenntnis auf dem Kopf trägt und die Schlange wie einen Schal um den Körper gelegt hat. Johanna Dumet zeigt eine große Papiercollage auf der ihre Einkäufe abgebildet sind. Da sie sich anscheinend nicht ganz sicher war, ob sie alles hat, was sie braucht, ist als Titel „I Hope, I Didn’t Forget Anything“ vergeben worden. Von dem Stück „Schwarzwälder Kirsch 6_III“, das Walter Fleck mit Ölfarbe auf Papier gebracht hat, würden alle Betrachter am liebsten ein ordentliches Stück abbeißen. „Das karge Mahl“ ist eine Radierung von Pablo Picasso. Es zeigt mitfühlend ein ausgemergeltes Paar, das außer einem Kanten Brot und einem Glas Wein nichts Weiteres zu essen hat. Daneben prangt als Kontrast eine füllige Dame von der Wand, die genüsslich geometrisch geformtes, buntes Naschwerk degustiert. „Geometrie V: Glattony“ hat Tomi Ungerer die Zeichnung um 1960 betitelt. Eine aufwändige Papierschneide und -klebetechnik ist das Metier der Berliner Post-Pop-Art-Künstlerin Marion Eichmann. Sie ist mit vier, ohne Übertreibung, phantastischen, plastischen Papiercollagen in der Waiblinger Ausstellung prominent vertreten.
Diesen bisher subjektiven Betrachtungen des Berichterstatters, folgen Zeilen einer tatsächlichen Begegnung mit einer vor Ort anwesenden Künstlerin. Christine Braun lebt und arbeitet in Stuttgart. Speziell für „Ein Fest für die Augen“, hat sie die Bodenskulptur „endlich“ geschaffen. Auf runden Aluminiumscheibchen sind geradlinig, diagonal auf 60 m² verschiedenfarbige Pülverchen angehäufelt, die von Nahrungsergänzungs-mitteln stammen. Die Fragestellung ist, ob das noch lustvoller Essensgenuss genannt werden kann. Gerne hat sich Christine Braun nach netten Gesprächen zum Gruppenfoto der Kunst&KulTour-Freunde gesellt.
Text: Norbert Klotz Foto: © Peter Oppenländer 2025
Info: https://www.galerie-stihl-waiblingen.de/ausstellung/vorschau