Das verborgene Land im Kunstgebäude Stuttgart

Kunstfreunde entdeckten verborgene Schätze

Archäologen beschäftigen sich mit Funden aus der Vergangenheit. Ausstellungsmacher müssen die Zeugen der Geschichte für das Publikum der Gegenwart attraktiv präsentieren. Das ist sicher mit ein Grund, warum die große Landesaustellung im modernen Marketing-Sprech „The hidden Länd“ - Wir im ersten Jahrtausend - benamt wurde. Mit einer Fülle dieser verborgenen Schätze des deutschen Südwestens beschäftigten sich die Kunstfreunde der SportKultur Stuttgart im Kunstgebäude am Schlossplatz. Während einer fast zweistündigen Führung brachte die Archäologin Dr. Birgit Wüller anhand der ausgestellten Gegenstände, über die lange Zeit vom Beginn der Inbesitznahme durch Rom bis zur Kaiserzeit um das Jahr 1.000, sehr fundiert nahe.

Den Anfang der Museumstour macht die beginnende römische Besiedlung ab dem Jahr 15 n.u.Z. Das Land war durch keltische und suebische Stämme dünn besiedelt. Bis eine römische Infrastruktur mit Straßen und Grenzkastellen entstand, dauerte es Jahrzehnte. Die Vor-Bevölkerung integrierte sich mit der Zeit in das vergleichsweise bequeme römische Leben und übernahm situationselastisch die andere Kultur was u.a. anhand von Bestattungsformen und Grabbeigaben erläutert wurde. Mächtige Reiche entstehen und vergehen, Völker kommen und gehen. Rom war durch innere Uneinigkeit geschwächt, der beginnende Untergang des Imperiums lag in der Luft. Im Jahre 260 gaben die Römer den Limes zum freien Germanien auf und zogen sich zurück an Donau und Rhein. Neu besiedelt wurde der Südwesten durch germanische Stämme die bereits seit Jahren ins Land drängten. Erst auf Beutezügen über die Wohlstandsgrenze hinweg, später übernahmen sie das Land. Die germanischen Siedlungen bestanden aus strohgedeckten Grubenhäusern, mit den römischen Steingebäuden konnten die später so genannten Alamannen, nichts anfangen. Letztlich blieben von den römischen Siedlungen, Kastellen, Tempeln und Gutshäusern nur noch Ruinen und ein nach und nach verfallendes Straßennetz übrig. Die Jahrhunderte zogen ins Land, die alamannischen Siedlung hatten Bestand, die Bevölkerungszahl wuchs. Den Toten wurden allerlei, teils sehr prächtige Gegenstände, wie Schwerter, Gewandfibeln und Schmuck mit ins Grab gegeben. Beeindrucke Fundstücke aus vielen Orten im Land konnten von den Besuchern bewundert werden. Eine Zeitenwende läutete die Christianisierung zwischen dem 6. u. 8 Jh. ein. Die neue Religion und Kultur löste nicht sofort die vertrauten germanischen Götter ab. Riten und Traditionen vom alten und neuen Glauben gingen geraume Zeit einträchtig daher. Die Sitte, den Toten wertvolle Beigaben für die lange Reise ins Jenseits mitzugeben, endete. Der neue Gott hatte es mit dem Reichtum nicht so, seine irdischen Vertreter aber sehr wohl. Schließlich erforderte der Kirchenbau großzügige Spenden und eine schöne Ausstattung noch mehr. Vor der Jahrtausendwende bildete sich mit Karl dem Großen das neue Kaisertum des „Heiligen römischen Reiches deutscher Nation“. Das Reich kannte noch keine Hauptstadt, die Kaiser reisten und hinterließen mit ihren Pfalzen Stätten, die sofern erhalten, bis heute von Macht, Kunst und Kultur der damaligen Zeit zeugen. Sehr deutlich lässt sich das z.B. im nahe gelegenen Bad Wimpfen erfahren.

Als Fazit des Ausstellungsbesuchs zieht die SportKultur Besuchergruppe die Erkenntnis, dass im Länd die in der Ausstellung thematisierten Schwerpunkte Integration verschiedener Kulturen, Migration in andere Länder und Kulturen, Kommunikation untereinander sowie die Spiritualität der Menschen und Ausübung von Macht, heute so aktuell wie in der doch nicht so ganz verborgenen Vergangenheit sind.

Text und Fotos: Norbert Klotz

Info: Die Ausstellung ist noch bis zum 26. Januar 2025 im Kunstgebäude Stuttgart, Schlossplatz 2, zu sehen.

www.thehiddenlaend.de

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