American Dream

SportKultur bei American Dreams im Haus der Geschichte

Für zwei Millionen Menschen aus dem deutschen Südwesten war Amerika, vornehmlich die USA, ein Sehnsuchtsort. Sie erhofften sich ein besseres, freieres Leben, sie wollten Armut, Perspektivlosigkeit, Intoleranz und Verfolgung hinter sich lassen. Manch’ amerikanischer Traum von Auswanderern ist wahr geworden, andere wiederum endeten als schlimmer Albtraum der unerfüllten Erwartungen im fremden Land. Festgemacht an konkreten Schicksalen einiger Auswanderer führte Bettina Marx Kunstfreunde und geschichtsinteressierte Mitglieder der SportKultur sehr anschaulich und kenntnisreich durch die auch ästhetisch sehr gelungene, spannende Spurensuche der Sonderausstellung im Stuttgarter Haus der Geschichte Baden-Württemberg.

Ein prominenter Auswanderer war Friedrich List, der große Sohn Reutlingens, international anerkannter Klassiker der Politischen Ökonomie, Eisenbahnpionier sowie Vordenker und Begründer der modernen Volkswirtschaftslehre. Ein Zerwürfnis mit König Wilhelm wegen seiner liberalen Gesinnung als Mitglied des württembergischen Landtags, brachte ihm 10 Monate Festungshaft auf dem Hohenasperg ein. Mit dem Versprechen der freiwilligen Auswanderung, kam er vorzeitig frei und machte sich 1824 mit seiner Familie auf den langen, beschwerlichen Weg in die Vereinigten Staaten. Dort entdeckte er ein Steinkohlevorkommen, ließ bereits 1828 mit der Little Schuylkill“-Railway eine der ersten mit Dampf betriebenen Eisenbahn erbauen. Nicht zuletzt aus Heimweh dachten die Lists an eine Rückkehr in die Heimat. Die Ernennung zum amerikanischen Konsul für das Königreich Sachsen durch Präsident Andrew Jackson 1833 ermöglichte schließlich die Rückkehr nach Europa. Hier entwickelte er eine Denkschrift für ein allgemeines deutsches Eisenbahnsystem. List betätigte sich publizistisch und war viel auf Vortragsreisen unterwegs. Die psychische und physische Belastung des unermüdlichen Denkers wurde zu viel. 1846 setzte er, schwermütig geworden, seinem Leben in Kufstein ein Ende.

Eine vollkommen andere Geschichte ist die der aus Erbach bei Ulm stammenden Elisabeth Fink-Henle. Vermeintlich unberührtes Land suchten sie und in ihre Familie in Minnesota, im Gebiet des Volkes der Dakota. Die indigene Bevölkerung wehrte sich gegen die Landnahme und Vertreibung durch die Einwanderer. Im Dakota-Krieg ließen 17 ihrer Verwandten das Leben. Elisabeth überlebte. Mit religiösem Eifer und schwäbischer Schlitzohrigkeit gründete der Radikalpietist Georg Rapp in Pennsylvania die wirtschaftlich sehr erfolgreichen Siedlungen Harmony und Economy. Die Menschen lebten dort in vollkommener Gütergemeinschaft, sämtliches Privateigentum war abgeschafft. Nach der gescheiterten Revolution von 1848 flohen einige Anführer des Aufstands ins „Land der Freiheit“. Darunter war Friedrich Hecker, der sich in Illinois als Viehzüchter und Weingärtner betätigte. Er kämpfte auf Seiten der Nordstaaten im amerikanischen Bürgerkrieg und war Unterstützer der Präsidentschaftskandidatur von Abraham Lincoln. Auch im Südwesten ganz unrühmlich ist die Judenverfolgung und Vernichtung im Nationalsozialismus gewesen. Besonders ab 1938 sahen viele jüdische Familien in den USA das Land der Rettung. Viele reisten gerade noch rechtzeitig aus um der massiven Verfolgung und Ausgrenzung aus der Gesellschaft sowie in späteren Jahren der Vernichtung in den Konzentrationslagern zu entgehen.

Die Besuchergruppe der SportKultur war tief beeindruckt von den in der Ausstellung erzählten Geschichten der Auswanderer aber auch von der Überheblichkeit und Unterdrückung die die Urbevölkerung zu ertragen hatte.

Text und Foto: Norbert Klotz

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